7 Fragen in 7 Minuten #17 mit Theresa Durand
Theresa Durand, Teamverantwortliche Kultur+Entwicklung Konzeption bei dm-drogerie markt Deutschland
Theresa Durand leitet ein Team von 33 Köpfen, das sich einer Aufgabe widmet: Der Konzeption von Lernangeboten. Das zeigt, was für dm als Unternehmenskultur prägend ist: Gemeinsames Lernen. Wie genau diese Lernkultur in der Praxis gelebt wird und welches Motiv hinter einer dialogischen Unternehmenskultur steckt, verrät Theresa in unserem Vorabinterview zur DGFP // Jahrestagung Personalentwicklung 2024. Wer Theresa live erleben möchte, kann bis zum 8. Oktober 2024 noch den Frühbucherrabatt nutzen.
1. Liebe Theresa, du bist von Hause aus Bildungswissenschaftlerin und arbeitest bei dm. Auf den ersten Blick kann das verwundern, weil man sich fragen könnte, für welche Lerninhalte es eine Expertin auf dem Feld der Pädagogik braucht.
Durand: Tatsächlich bin ich mit meiner akademischen Laufbahn nicht allein – wir sind ein Team von mehr als 30 Köpfen, die sich ausschließlich mit der Konzeption von Lernangeboten beschäftigen. Die Umsetzung und das Veranstaltungsmanagement liegt hauptsächlich bei anderen KollegInnen, mit denen wir eng zusammenarbeiten. Daran sieht man schon, wie umfangreich die Lerninhalte sind. Sie reichen von Angeboten für die Ausbildung und das Studium, über fachliche Weiterbildung bis hin zu Angeboten für die persönliche Entwicklung von Mitarbeitern und Führungskräften.
In diesem Zusammenhang vertreten wir einen Grundsatz: Lernen bei dm bedeutet, dass wir uns besonders nah am Arbeitsalltag und an den individuellen Bedarfen orientieren. Aus diesem Grundsatz ergibt sich ein Mehraufwand in der Konzeption und Planung von Lernangeboten, die keinem starren Muster folgen. Wir haben das Ziel, dass alle Mitarbeitenden – von Mitarbeitenden an der Kasse bis zu unseren Führungskräften – unternehmerisch handlungsfähig sind. Das bedeutet, sie treffen eigene Entscheidungen und sind sich dieser Handlungsspielräume bewusst.
Bei uns lernen aber nicht nur die Mitarbeitenden – sondern auch unsere Kunden. Ein gutes Beispiel sind unsere Self-Checkout-Kassen. Bei der Einführung mussten wir uns mit der Frage beschäftigen, wie wir unsere Kunden bei dieser neuen Form des Einkaufens begleiten und unterstützen – das hat sich im Nachhinein bewährt.
2. Ihr sprecht von einer dialogischen Unternehmenskultur. Was bedeutet das im Zusammenhang mit der Ausrichtung auf die von dir beschriebene Lernkultur?
Durand: Die dialogische Unternehmenskultur bedeutet für uns, dass wir unseren Kollegen und Kunden als Menschen begegnen, mit echtem Interesse an ihren Bedürfnissen und Perspektiven.
3. Wie wird denn eine dialogische Unternehmenskultur konkret über Hierarchien hinweg gelebt – insbesondere bei Thema Lernen und in Anbetracht der vielfältigen Bildungshintergründe eurer Mitarbeitenden?
Durand: Wir stellen uns weniger die Frage, wer etwas lernt, sondern welche Themen gebraucht werden und wie vielfältig sie im Arbeitsalltag von verschiedenen Menschen erlebbar sind. In diesem Zusammenhang fördern wir eine große Offenheit und Freiwilligkeit des Lernens. Es geht nicht nur darum, dass unsere Mitarbeitenden bestimmte Module absolvieren, sondern darum, dass sie Lernerfahrungen in der Praxis anwenden können und an diesem Lernprozess wachsen.
4. Welche Unterschiede siehst du bei dm in Bezug auf die Lernkultur im Vergleich zu anderen Unternehmen?
Durand: Kurz gesagt: Bei uns geht es immer um den Transfer der Lerninhalte in den Arbeitsalltag. Klassisches Bildungscontrolling, das datengestützt den einzelnen Mitarbeiter im Hinblick auf Lernerfolg kontrolliert, sehen wir kritisch. Wir nutzen Controlling-Instrumente für unsere Lernangebote, z.B. um zu verstehen, warum sie nicht so erfolgreich sind, wie sie sein könnten. Ob und wie Lernen gut gelingt, ist vielschichtig und Teil individueller Lernbiografien. Deshalb ist die Begleitung von Lernen bei dm auch eine geteilte Verantwortung zwischen den Lernenden, ihren Ansprechpartnern vor Ort und unserem Unterstützungsangebot.
5. Für wen ist dein Impuls auf der Jahrestagung Personalentwicklung eigentlich besonders wertvoll?
Durand: Zum einen für Unternehmen, die selbst eine Kultur des Lernens etablieren wollen und als ihr Zukunftsfeld betrachten. Zum anderen auch für Unternehmen, die bisher weniger Fokus auf individuelles, bedarfsorientiertes Lernen gelegt haben. Ich möchte an unserem Beispiel zeigen, warum ein Umdenken lohnenswert ist.
6. Welchen Satz aus deinem Studium hat sich denn am meisten in deiner Arbeit bisher bewahrheitet?
Durand: Joseph Beuys hat einmal gesagt: „Jeder Mensch ist ein Künstler." Im Kern hat dieser Satz für mich bedeutet: „Jeder Mensch kann seine Umgebung durch sein Handeln gestalten.“ Das entspricht meiner Philosophie des Lernens – Menschen lernen, um zu verstehen, wie sie Dinge verändern können, und um auf Veränderungen reagieren zu können.“
7. Tell me something I don’t know: Was weiß (fast) niemand über dich?
Durand: Tatsächlich saß ich zu Abiturzeiten selbst bei dm an der Kasse. Für meine jetzige Aufgabe ist diese Erfahrung natürlich toll.
Das Interview führte Dr. Elias Güthlein
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