7 Fragen in 7 Minuten #19 mit Katja Ackermann und Imke Kroppa

Katja Ackermann, People Development Expert und Imke Kroppa, Learning and Organizational Expert, LANXESS 

Wenn man den Namen LANXESS hört, denkt man oft zuerst an die LANXESS-Arena in Köln. Wenige wissen, dass LANXESS zu den weltweit führenden Spezialchemieunternehmen gehört – mit rund 12.400 Mitarbeitenden in 32 Ländern und einem klaren Fokus auf Innovation.

Doch Innovation braucht nicht nur Technologie, sondern auch die richtigen Menschen in den richtigen Rollen. Und genau hier stellt sich eine zentrale Frage: Ist eine Karriere nur dann erfolgreich, wenn man Führungskraft wird?

Katja Ackermann,
People Development Expert und Imke Kroppa, Learning & Organizational Expert bei LANXESS beschäftigen sich genau mit diesem Thema. In diesem Interview sprechen sie darüber, wie moderne Führung aussieht, warum nicht die fachlich beste Person automatisch die beste Führungskraft ist – und welche Qualitäten als Führungskraft wirklich gefragt sind.

Ein Gespräch über Karriere, KI, den Einfluss von Netflix auf Führungsbilder und die Frage: ob der Rapper Apache 207 ein Vorbild für gute Führung sein könnte.

Wer Katja und Imke live erleben möchte, kann sich jetzt noch bis 25. März den Frühbucherrabatt für den DGFP // Leadership Summit 2025 sichern.

1.  „Ich will Führungskraft werden“ -das ist ein Satz, den ich als Coach immer wieder höre. Ist eine Führungsposition tatsächlich ein Berufsbild? Wie geht ihr mit diesem Wunsch um?

Katja: Mir begegnet der Satz meistens in der Version: „Meine Führungskraft hat gesagt, ich könnte Führungskraft werden“ oder „Ich will führen“. Ich stelle gerne die Gegenfrage: Was bedeutet Führung für dich? Was reizt dich an dieser Rolle? Diese Fragen bleiben häufig unbeantwortet. Viele haben leider ein Bild von Führung, das aus Filmen oder Serien geprägt ist – Macht und Ansehen stehen im Vordergrund. Doch in der Realität geht es darum, für ein Team zu arbeiten, Menschen weiterzuentwickeln und sie in ihrer Rolle zu stärken. Eines unserer Ziele ist es deswegen, Fragezeichen rund um das Thema Führung aufzuzeigen und auch zu beantworten.

Imke: „Karriere machen“ wird oft automatisch mit einer Führungsposition gleichgesetzt. Wir wollen aufzeigen, dass es Alternativen gibt und die Fachkarriere als echte Option stärken.

“„Karriere machen“ wird oft automatisch mit einer Führungsposition gleichgesetzt. Wir wollen aufzeigen, dass es Alternativen gibt und die Fachkarriere als echte Option stärken.”

-

2. Das Peter-Prinzip besagt, dass Beschäftigte in einer Hierarchie bis zu ihrer Stufe der Unfähigkeit aufsteigen. Ist dieser Ansatz noch aktuell? Und wie entwickelt man die richtigen Menschen?

Katja: Schwierig wird es immer dann, wenn Karriere automatisch passiert – ohne bewusste Entscheidung. Menschen werden in Positionen geschoben, weil eine Führungskraft sagt: „Mach das, es geht nach oben.“ Das führt oft zu Unzufriedenheit. Entscheidend ist, sich aktiv zu fragen: „Will ich das wirklich? Passt das zu mir?“ Wenn Karriereschritte bewusst und mit entsprechendem Feedback erfolgen, ist das etwas ganz anderes.

Imke: Ein weit verbreitetes Missverständnis ist: „Die fachlich stärkste Person muss führen.“ Das ist nicht immer die beste Lösung. Interessanterweise zeigen Studien, dass der Wunsch, Führungskraft zu werden, heute auch nicht mehr so stark ausgeprägt ist wie früher. Unternehmen müssen deswegen die Balance halten und sich fragen: „Wie gestalten wir Führungspositionen attraktiv und wie fördern wir die gezielte Entwicklung von Führungskompetenzen?“

“Die fachlich stärkste Person muss führen. Das ist nicht immer die beste Lösung.”

-

3. Bei Lanxess denkt man automatisch an die gleichnamige Arena in Köln und natürlich könnte man sagen: Stars sind Vorbilder für ihre Fans, so wie Führungskräfte bestenfalls für ihre Mitarbeitenden. Welche Shows haben euch beeindruckt? Wer hat echte Führungsqualitäten gegenüber seinen Fans gezeigt?

Imke: Mir fällt ein kleines Konzert von Olivia Dean (Neo-Soul) ein. Die Atmosphäre war unglaublich wertschätzend – keine Ego-Show, sondern es war zu jedem Zeitpunkt eine echte Verbindung mit dem Publikum spürbar.

Katja: Mich hat ein Rapper überrascht: Apache 207. Obwohl ich selbst nicht viel Deutschrap höre, fand ich seine Professionalität vorbildlich: Er war pünktlich da und hat sich genau überlegt, wie er das Publikum spielerisch einbinden kann. Er hat damit gezeigt, was sich jede Führungskraft zum Vorsatz nehmen sollte: „Ich bin hier für die Menschen, für mein Team.“ Genau das ist gute Führung – andere mitnehmen, wertschätzend interagieren und gemeinsam den Rahmen gestalten.

4. Da wir schon beim Thema Musik sind: Wenn Führungskräfteentwicklung ein Song wäre, welcher wäre das?

Imke: „Don’t Stop Me Now“ von Queen fällt mir spontan ein, weil: Selbstvertrauen, Energie, Weitermachen trotz Herausforderungen.

Katja: Gute Wahl! Führung bedeutet, sich nicht unterkriegen zu lassen. Und natürlich zählt auch der Purpose: Warum mache ich das eigentlich? Der Song passt perfekt.

“Gute Führung heißt – andere mitnehmen, wertschätzend interagieren und gemeinsam den Rahmen gestalten.”

-

5. Welcher Satz eines Vorbilds hat euch am meisten geprägt?

Katja: Es gibt eine Geschichte über Michelle Obama: Bei einem Essen mit ihrem Mann Barack Obama bat der Besitzer des Restaurants sie um ein Gespräch. Hinterher fragte Barack worum es gegangen sei und Michelle erzählte, dass er ein Ex-Freund von ihr war. Obama sagte daraufhin: „Wenn du ihn also geheiratet hättest, wärst du jetzt die Besitzerin dieses schönen Restaurants“, worauf Michelle antwortete: „Nein. Wenn ich ihn geheiratet hätte, wäre er jetzt der Präsident der Vereinigten Staaten.“ Diese Fähigkeit, das Beste in Menschen zu sehen und herauszuholen, ist für mich ein Leitprinzip geworden.

“Die Fähigkeit, das Beste in Menschen zu sehen und herauszuholen, ist für mich ein Leitprinzip geworden.”

-

Imke: Sammle Erfahrungen, keine Gegenstände. Gegenstände können verblassen, kaputtgehen oder an Bedeutung verlieren. Erinnerungen und Erfahrungen prägen uns, erweitern unseren Horizont, lassen uns an Herausforderungen wachsen und bereichern unser Leben nachhaltig. Etwas, das kein Besitz je ersetzen kann.

6. Was würdet ihr angesichts der neueren KI-Entwicklungen heute für die Herausforderungen in HR studieren?

Imke: Ich habe erst vor Kurzem meinen Master in Sozialpsychologie abgeschlossen – mit dem Hintergedanken meinen BWL-Hintergrund besonders in puncto Organisationspsychologie zu ergänzen. Wenn es um fachliches Know-how geht: würde ich sagen, dass die Datenanalyse immer wichtiger wird. KI-Themen fehlen oft in klassischen Studiengängen.

Katja: Eigentlich ist weniger die Fachrichtung entscheidend als die Frage: Welche Kompetenzfelder bringe ich mit? Und: Interessiere ich mich für Menschen? Wichtig ist die Fähigkeit, mit verschiedensten Personen zusammenzuarbeiten, dranzubleiben, auch bei schwierigen Aufgaben, und zu überlegen, wie man Dinge benutzerfreundlicher machen kann. Es geht also nicht mehr darum, fließend Englisch zu sprechen, sondern zu wissen,  was gute Gespräche ausmacht, wie man Wissen vermittelt und wie unterschiedliche Perspektiven zusammenkommen können.  Solche Kompetenzen kann KI nicht ersetzen.

“Wichtig ist die Fähigkeit, mit verschiedensten Personen zusammenzuarbeiten, dranzubleiben, auch bei schwierigen Aufgaben, und zu überlegen, wie man Dinge benutzerfreundlicher machen kann.”

-

7. Tell me something I don’t know: Welchen Fun Fact kennt fast niemand über euch?  

Imke: Ich habe als Messehostess im Stadion gearbeitet – keine angenehme Erfahrung. Es kam kein „Onboarding“ und man wurde ohne Vorbereitung in viele Situationen reingeworfen, die mich persönlich überfordert haben. Da habe ich erstmal gemerkt, wie wichtig ein wertschätzendes Umfeld für mich ist.

Katja: Als Kind wollte ich unbedingt Tänzerin werden und habe wirklich alle Tanzstile ausprobiert. Leider war ich nicht besonders talentiert, was mir meine Mama irgendwann auch mal ganz klar gespiegelt hat. Rückblickend war es für mich extrem wichtig, auch mal in etwas schlecht zu sein und es trotzdem zu machen. Ich glaube, das ist für jeden eine wichtige Erfahrung.

Das Interview führte Dr. Elias Güthlein.

Frühbucherrabatt bis zum 25. März sichern