7 Fragen in 7 Minuten #8 – mit Stefan F. Dietl
Über die neuen Generationen am Arbeitsmarkt
Stefan F. Dietl versteht die neuen Generationen am Arbeitsmarkt und begeistert sie für Ausbildungsprogramme – national und international. Im Rahmen unserer Jahrestagung Berufsausbildung 2023, die am 16. März startet, tritt er für uns als Moderator auf. Im Interview erklärt er uns vorab, wie er die Bedürfnisse der neuen Generationen deutet, über welche Kanäle man sie erreicht und welche Maßnahmen jetzt wichtig sind. Und natürlich verrät er uns, was er sonst niemandem erzählt.
Der Fach- und Arbeitskräftemangel ist in aller Munde – auch der Ausbildungsmarkt ist davon betroffen: wie gravierend stellt sich die Situation aus Ihrer Sicht tatsächlich dar?
Stefan F. Dietl Auch im Bereich Ausbildung wird es immer schwerer, die richtigen Auszubildenden fürs Unternehmen zu gewinnen. Statistiken zeigen, dass rund 2/3 der Ausbildungsplatzsuchenden zwei und mehr Vertragsangebote haben – da muss man als Ausbildungsunternehmen richtig glänzen und besser sein als andere.
Tiktok & co. scheinen immer wichtiger – doch wie wichtig sind Soziale Medien tatsächlich, um junge Menschen von Berufsausbildungen zu begeistern?
Dietl Die Präsenz in Sozialen Medien hilft, bei den potenziellen Bewerberbenden ein positives Grundrauschen zu erzielen. Besonders hilfreich sind Erlebnisberichte von Auszubildenden, die auch über die klassische Ausbildung hinaus gehen. Ich denke hier an die Teilnahme von Wettbewerben bis hin zu Berufsweltmeisterschaften wie die Worldskills. Wir dürfen jedoch nicht glauben, dass damit alle Herausforderungen gemeistert werden. Erfahrungsgemäß sind persönliche Kontakte zu den Bewerbenden – aber auch zu deren Eltern sehr hilfreich. Also warum nicht auch mal ein Praktikum für Bewerbereltern anbieten?
Mit der Generation Z scheint eine Generation am Arbeitsmarkt anzukommen, die völlig andere Erwartungen an ihr Berufsleben hat. Welche Bedürfnisse sind tatsächlich anders als bei vorherigen Generationen?
Dietl Wir haben ja verschiedene Generationen, die bereits in Ausbildung sind – oder davor. Die GenZ, die GenAlpha und in letzter Zeit auch die „letzte Generation“. Als Ausbildungsunternehmen sind wir gut beraten, nicht mehr selbstreferenziell unterwegs zu sein, sondern die Bewerbenden und Auszubildenden der unterschiedlichen „Generationen“ aktiv in die Ausbildungsgestaltung einzubinden. Für mich ist es immer sehr bereichernd und motivierend von unseren Auszubildenden selbst zu lernen, was wir für sie angehen können: Unbefristete Übernahme, modernste Ausstattung, innovatives Mindset beim Ausbildungspersonal – da kommen echt tolle Ideen!
Welche drei Maßnahmen würden Sie Unternehmen derzeit empfehlen, um Auszubildende zu gewinnen?
Dietl Innovativität: Immer neue Wege gehen, um die Bewerbenden von heute als Auszubildende von Morgen anzusprechen und mental zu gewinnen. Persönlicher Kontakt: Trotz Virtualität und Social Media hilft es, sich mit den Menschen zu treffen und sie zu überzeugen. Auf Bewerbende zugehen: Medial, räumlich und zeitlich. Bei Festo sind wir daher in Social Media aktiv, haben beispielsweise einen Ausbildungsanhänger, den wir auch im sozialen Umfeld von potenziellen Bewerbenden abstellen (mit geführtem Fahrtenbuch…!) und haben seit vielen Jahren eine Nacht der Bewerbenden – die enorm gut angenommen wird.
Was war ihr bisher größtes Learning?
Dietl Mein Motto „der Wurm muss dem Fisch schmecken – nicht dem Angler“. Das bedeutet: viel von den Auszubildenden erfahren, von ihnen zu lernen und sich auf sie einzustellen – und: gleichzeitig die Ausrichtung der Ausbildung weiter im Blick zu haben. Beides muss in Einklang gebracht werden. Darüber hinaus gilt es noch das Ausbildungsteam mit auf die Reise zu nehmen. Insofern: Von Auszubildenden lernen und mit einem tollen Team die Ausbildung von Morgen zu gestalten.
Welche Kompetenz hat ihnen rückblickend am meisten bei ihren Herausforderungen geholfen?
Dietl Den Beruf als Leidenschaft erleben zu dürfen – dann sind nämlich viele Änderungen spannende Herausforderungen, die man mit Freude angeht – und so Stillstand zu vermeiden. Mit dieser Einstellung musste ich bislang keinen Tag „schuften“, weil mich meine Tätigkeit erfüllt.
Was weiß fast niemand über Sie?
Dietl …dass ich früher viel Musik gemacht habe und wir als Band bereits einmal Vorgruppe von PUR waren…
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Dr. Elias Güthlein.
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