Klein anfangen und groß enden
Warum die Digitalisierung von HR (nicht) der Schlüssel zum Erfolg ist
In vielen Unternehmen steht die Digitalisierung von HR nicht im Fokus, wenn es um Budgetentscheidungen geht. Eine aktuelle Metaanalyse zeigt jedoch, dass digitale Personalarbeit erheblich zur Gesamtleistung eines Unternehmens beiträgt – finanziell wie transformational.
Das Problem
Obwohl die Digitalisierung in vielen Unternehmensbereichen vorangetrieben wird, bleibt HR oft auf der Strecke. Das geringe Budget und die niedrige Priorisierung der HR-Digitalisierung basieren oft auf mangelndem Verständnis der weitreichenden positiven Effekte oder einer Angst vor Veränderung. Dabei steigert die Digitalisierung in HR langfristig die Effektivität und Zufriedenheit der Mitarbeitenden, sowohl innerhalb der Personalabteilung als auch außerhalb.
Die Wissenschaft
Eine umfassende Metaanalyse von Theres und Strohmeier (2023) untersucht die Performance-Auswirkungen von digitaler Personalarbeit. Sie umfasst 96 empirische Studien mit einer Stichprobengröße von insgesamt 37 924 Fällen und zeigt, dass die Digitalisierung der HR-Abteilung positive Auswirkungen auf individueller, funktionaler und organisationaler Ebene hat: Individuell steigert sie die Effektivität und Zufriedenheit der Nutzenden. Funktional verbessert sie die operative, beziehungsbezogene und transformationale Leistung von HR. Organisational zeigen sich sowohl finanzielle als auch nichtfinanzielle Verbesserungen.
Untersucht wurden dabei diverse Reifegrade an digitalen Prozessen: von der digitalen Lohnbuchhaltung (Mayer 1971) bis hin zu modernsten Technologien wie KI-Roboter (Malik et al. 2022). Die Performance-Auswirkungen können selbst dann nachgewiesen werden, wenn nur einzelne HR-Bereiche digitalisiert sind. Je umfassender der Digitalisierungsgrad ist, desto ausgeprägter sind die Effekte, insbesondere auf beziehungsbezogene und transformationale Leistung. Zudem spielt es keine Rolle, welche HR-Bereiche zuerst digitalisiert werden. Egal ob Recruiting oder Employee Services – auf allen Ebenen sind laut Theres und Strohmeier positive Effekte zu erwarten: „Contributions to performance exist also for only partially digitalized HRM, yet increase with transition to fully digitalized HRM.“
Die Praxis
Die Studienergebnisse lassen sich direkt auf die Praxis übertragen. Erstens zeigt sich, dass die Digitalisierung der HR-Abteilung langfristig sowohl die Effektivität als auch die Zufriedenheit der Nutzenden, intern wie extern, steigert. Dies kann besonders bei anfänglichem Unmut und Veränderungsresistenz der Belegschaft entscheidend sein. Die langfristigen Vorteile überwiegen den anfänglichen Aufwand und mögliche Bedenken.
Zweitens empfiehlt sich ein graduelles Vorgehen: Idealerweise starten Organisationen mit Pilotprojekten, vor allem in operativen Bereichen, wo die Effekte der Digitalisierung am direktesten zu spüren sind. So lässt sich die Digitalisierung Schritt für Schritt ausweiten, um nachhaltige Ergebnisse zu erzielen.
Drittens liefert die vorliegende Metaanalyse starke, empirisch fundierte Argumente, um Entscheidungsträger*innen von Investitionen in digitales HRM zu überzeugen. Je nach digitalem Reifegrad der HR-Funktion sollten Unternehmen mit einem passenden Ansatz beginnen:
- Für HR-Abteilungen, die bisher kaum digitalisiert sind, sollte der Startschuss zur Digitalisierung fallen.
- Teilweise digitalisierte HR-Bereiche sollten ihre Systeme erweitern.
- Bereits gut digitalisierte HR-Abteilungen sollten ihre Prozesse auf den neuesten Stand bringen.
Fazit: Die Digitalisierung von HR steigert auf allen Ebenen – individuell, funktional und organisational – die Leistung eines Unternehmens: „Decision makers can assume that investments in digital HRM are worthwhile and even necessary to stay competitive.“
Alexandra Lechner, Senior Consultant bei der Transformationsberatung, HRpepper Berlin
Literatur
Malik, A. et al. (2022): May the bots be with you! Delivering HR cost-effectiveness and individualised employee experiences in an MNE, in: The International Journal of Human Resource Management, 33 (6), 1148-1178
Mayer, S. J. (1971): EDP personnel systems – What areas are being automated, in: Personnel, 48 (4), 29-36
Theres, C. / Strohmeier, S. (2023): Met the expectations? A meta-analysis of the performance consequences of digital HRM, in: The International Journal of Human Resource Management, 34 (20), 3857-3892