Die Geschichte von ERFA
Erfahrungen aus 7 Jahrzehnten
Ein vertraulicher und intensiver Austausch
Ein geschützter Rahmen. So ist es bis dato: „Was in den Gruppen besprochen wird, bleibt auch innerhalb der Gruppe“, unterstreicht Georg Maier, der bei der DGFP Mitgliederformate und Veranstaltungen managed. Bei einer Umfrage unter ERFA-Teilnehmenden 2022 sagten 95 Prozent, dass ihnen „ein vertraulicher und intensiver Austausch innerhalb meiner Gruppe (sehr) wichtig ist“.
Auch sonst hat sich an dem Grundrezept des ERFA in den vergangenen 70 Jahren im Wesentlichen nichts geändert. Damit ist das Erfolgsrezept des Formats beschrieben. In rascher Folge bildeten sich bundesweit weitere Gruppen. Ende 1967 waren es bereits 13, in denen rund 300 Personalleiter und -referenten mitwirkten.
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Deutsch-ungarisches ERFA-Treffen 1986
Blick über den Tellerrand…
Ohnehin endet der Horizont der Gruppen nicht am Betriebstor. Schon bald nach der Gründung internationalisierte sich der Erfahrungsaustausch mit französischen, englischen, ungarischen, niederländischen und skandinavischen Kollegen. 1968 dann das initiale Treffen bei IBM-Deutschland in Sindelfingen für den Erfahrungsaustausch zwischen deutschen, österreichischen und schweizer Personalleitern.
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1963 ERFA-Gruppe I bei der Mannesmann AG in der Zeche "Hugo"
Egal, wo die Treffen stattfinden: „Die Themen- und Expertenwahl sowie die inhaltliche Gestaltung liegen bei den Teilnehmenden“, erklärt Helfritz. Im Nachgang der Treffen gibt es Protokolle und Präsentationen, so dass die Erfahrungen, Expertenmeinungen und Ergebnisse auf möglichst breite Resonanz stoßen. „Trends, Entwicklungen und Standards im Personalmanagement stehen dabei im Fokus“, unterstreicht Helfritz, „Der Austausch über bewährte Praktiken ist dabei genauso wichtig wie das Neudenken von Lösungen, um berufliche Herausforderungen zu meistern.“
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Erfa-Gruppe IPM 1981 in Dublin
… und Repräsentanten sind ein Qualitätsgarant.
Ein weiteres Qualitätsmerkmal des Erfahrungsaustauschs sind die sogenannten ERFA-Repräsentanten. Jede ERFA-Gruppe wird durch einen solchen geleitet, oft ehemalige ERFA Teilnehmende oder Experten, die diese Aufgabe nebenberuflich wahrnehmen. Die Repräsentanten moderieren und leiten die Termine, sie stellen den Austausch durch unterschiedliche Methoden sicher. Die DGFP startet im Jahr 2025 mit insgesamt 35 Repräsentanten, die oft die Gruppen seit Jahren kennen und damit ein entscheidender Erfolgsfaktor sind.
Eine weitere wichtige Zutat des Erfolges sind Themen, die die HR-Szene jeweils umtreiben. Bereits 1956 standen solche Fragen auf der Agenda: „Probleme der betrieblichen Organisation, besonders aus der Sicht des Personalchefs“, „Der Organisationsplan als Führungsmittel!“, „Charakterologie und Persönlichkeitsdiagnostik“.
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Bei dem Treffen am 14.3.1958 in Königstein wurde der „Hausarbeitstag, die Entwicklung des Krankenstandes, das Mutterschutzgesetz, die Erreichung der Altersgrenze und das Stempeln für Angestellte“ diskutiert. Bei aktuellen Fragestunden in jener Zeit trieb die Personalverantwortlichen auch um, wie es um die „Entlohnung des Pförtners“ bestellt sein sollte und um einen „Vergleich der Frauenlöhne“.
Ein Thema, was auch mit den französischen ERFA-Kollegen diskutiert wurde, wobei man jenseits des Rheins die Ungleichbehandlung von Mann und Frau bei Löhnen und Gehältern nicht kannte.
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1968: Digitale Transformation, Intelligenztests und Abwesenheitskontrollen
Ein ERFA-Kreis, der sich im März 1968 bei Vorwerk in Wuppertal traf, warf unter anderem die Frage auf „Wie wird die elektronische Datenverarbeitung für das Personalwesen verwendet?“ Ein frühes Aufleuchten der digitalen Transformation.
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Unterdessen fragte die ERFA-Gruppe, die sich bei der Karl Kübel GmbH in Bensheim versammelte, ob man Bewerber-Intelligenztests überhaupt trauen kann und ob diese Sinn machen? Aktuell mutet auch dieses Thema an: „In welchem Umfang sind betriebliche Pensionen in den letzten Jahren an die gestiegenen Lebenshaltungskosten angepasst worden?“
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Die Gruppe, die bei dem Schuhhersteller Salamander in Kornwestheim tagte, fragte: „Wie werden Pünktlichkeit und zwischenzeitliche Abwesenheit kontrolliert?“ Eine andere zeigte ein gewisses Gespür für, neudeutsch gesprochen, Work-Life-Balance, und wollte wissen: „Liegen positive Erfahrungen mit innerbetrieblichen Telefonsperrstunden vor?"
Topaktuell auch das Problem, das den regionalen ERFA Frankfurt am Main im Oktober 1979 beschäftigte, deren Teilnehmende „Maßnahmen zur Senkung der Fehlzeiten“ diskutierten. Ein wiederkehrender Evergreen.
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1988: 100. ERFA Kreis
Schon im Januar 1988 wurde erstmals gratuliert: Damals trat der 100. ERFA Kreis bei der Bayer AG zusammen.
Zeit für eine Zwischenbilanz: „Der Erfahrungsaustausch für die Personalverantwortlichen bildet bis heute die Kernaufgabe der DGFP“, heißt es in der damaligen Ausgabe der Personalführung, „Er ist im Laufe der Zeit immer notwendiger geworden, weil eine kaum noch übersehbare Fülle von Gesetzen, Verordnungen und Gerichtsentscheidungen die Personalführungsaufgabe ständig erschwert“, schreibt Fritz Gieffers, Redakteur der Personalführung. Hinzu komme, dass Entwicklungen im gesellschaftspolitischen Raum die Unternehmen zu einer laufenden Überprüfung der unternehmensspezifischen Führungsregeln zwingen. „Um hier die richtige Entscheidung zu treffen, möchte man sich mit Kollegen aus anderen Unternehmen, die mit den gleichen oder ähnlichen Problemen konfrontiert sind, in einer offenen und vertrauensvollen Atmosphäre austauschen“, betont Gieffers, „Was heute in den Betrieben abläuft, ist mit dem Wissen und Können einzelner nicht zu bewältigen.“ Mit anderen Worten:
Aus geballter Erfahrung wird man klug.